Gicht Ernährung


Gicht und Ernährung sind eng miteinander verknüpft. Durch die richtige Ernährung können Sie den Verlauf der Krankheit am deutlichsten beeinflussen bzw. ihr Auftreten verhindern. Speziell bei Gicht sind die Hauptansatzpunkte:
Purinreiche Nahrungsmittel vermeiden
Alkohol und Zucker einschränken
Übergewicht abbauen

Nahrung heute - zu viel und zu fett

Im deutschsprachigen Raum kommt Gicht relativ häufig vor. Das ist nicht verwunderlich, wenn man die Berichte der Deutschen Gesell­schaft für Ernährung (DGE) betrachtet, die als das Fachgremium in Sa­chen Ernährung gilt. In ihren Berichten wird regelmäßig die Ernährungssituation in Deutschland untersucht.

Die schlimmsten Ernährungsfehler die zu Gicht führen

Jeden Tag nehmen Männer bei vorwiegend sitzender Tätigkeit im Durchschnitt 1300 Kilokalorien, Frauen mit vorwiegend sitzender Tätigkeit ca. 800 Kilokalorien zu viel zu sich.
Täglich essen Männer durchschnittlich 143 Gramm Fett, Frauen 118 Gramm. Den größten Anteil dieser zu hohen Fettaufnahme ma­chen gesättigte, »versteckte« Fette in Käse und Wurstwaren aus. Die Fettaufnahme sollte möglichst nicht mehr als 70 bis 90 Gramm pro Tag betragen.
Durch den regelmäßigen und häufigen Verzehr von Fleisch, Fleischprodukten, Eiern, Milch und Milchprodukten nehmen Männer täglich mehr als 600 Milligramm, Frauen mehr als 500 Milligramm Cholesterin auf.
Die Aufnahme von tierischem Eiweiß in Form von Fleisch, Eiern, Milch und Milchprodukten ist doppelt so hoch wie die Empfehlungen der DGE. Diese »Eiweißmast« bedingt, dass große Mengen Harnsäure bildender Purine, Cholesterin und gesättigte Fettsäuren in der Nah­rung enthalten sind. Je nach Ernährungsgewohnheiten konsumieren Bundesbürger bis zu 300 Gramm Eiweiß pro Tag.
Der Zuckerverbrauch ist beachtlich: Pro Kopf und Tag werden durchschnittlich 100 Gramm Raffinadezucker konsumiert, der nur Ka­lorien, aber keine Nährstoffe liefert.
Zu hoch liegen auch die aufgenommenen Salzmengen. Täglich sollten sechs bis acht Gramm Kochsalz aufgenommen werden. Aufge­nommen wird derzeit etwa doppelt so viel.
Männer konsumieren täglich 56 Gramm reinen Alkohol, Frauen kommen noch auf beachtliche 26 Gramm.
Ballaststoffe, also unverdauliche pflanzliche Nahrungsbestandtei­le, die für eine geregelte Verdauung wichtig sind, werden in zu gerin­gem Umfang gegessen.
Ähnlich schlecht ist die Versorgung mit Vitamin B1. Das gilt be­sonders für Jugendliche und Schwangere. Kritisch tief sind die Werte der Aufnahme von Folsäure. Ältere Menschen und Raucher leiden außerdem oft an Vitamin-C-Mangel.
Allgemein wird zu wenig Kalzium, aber zu viel Phosphor aufge­nommen, das hauptsächlich aus Fleisch und Fleischwaren sowie Fer­tigprodukten stammt. Auch der beliebte Schmelzkäse liefert häufig un­erwünscht viel Phosphate.
Speziell Frauen nehmen zu wenig Eisen auf.
Der Anteil an Fertigprodukten in der Nahrung steigt: Nur noch ca. 15 Prozent der aufgenommenen Kalorien stammen aus naturbelasse­nen Lebensmitteln.

Auch Kleinvieh macht Mist

Zwangsläufige Folge dieser Entwicklung ist Übergewicht. Das ist ein typisches Gesundheitsproblem der Industrienationen. Übergewicht entsteht, wenn dem Körper langfristig mehr Nahrung zugeführt wird, als er verbrauchen kann. Eine zu hohe Kalorienaufnahme, gekoppelt mit einem zu geringen Verbrauch an Kalorien, macht dick. Es reicht aus, den eigenen Bedarf um lediglich ein bis zwei Prozent pro Tag zu überschätzen: Diese zwar nur geringfügige, aber dennoch zu hohe Kalorienaufnahme kann der Körper langfristig nicht mit eigenen Re­gelmechanismen ausgleichen. So kann täglich nur eine Scheibe Toast­brot zu viel über Jahre hinweg eine erhebliche Gewichtszunahme verursachen.

Gicht Ernährung: Fett macht fett

In Notzeiten wurde die Nahrung vorwiegend nach ihrem Energie­gehalt beurteilt. Insbesondere tierisches Fett galt daher als wertvoller Nahrungsbestandteil. Heute wird Fett als Dickmacher Nummer eins angesehen.
Fett liefert beim Verzehr die meisten Kalorien und schmeckt gut. Trotz­dem setzt es im Körper kaum Sättigungssignale frei, da es in fast unbe­grenzter Menge gespeichert werden kann. Im Gegensatz dazu müssen überschüssige Kohlenhydrate oder Eiweiß nach einer Mahlzeit sofort verbrannt werden; sie erfordern Stoffwechselaktivität und senden star­ke Sättigungssignale aus. Deshalb ist für die meisten überflüssigen Pfunde eine zu hohe Aufnahme von Fett verantwortlich. Gerade Über­gewichtigen mangelt es oft an Sättigungssignalen.

Untersuchungen zum Essverhalten

Gibt man Normal- bzw. Übergewichtigen Joghurts, die unterschiedli­che Mengen an Fett enthalten, so passen die Normalgewichtigen ihre Nahrungsaufnahme dem Fettanteil im Joghurt an, die Kaloriengesamtaufnahme bleibt gleich. Nicht so die Dicken: Egal, wie viel Fett der Joghurt enthält, sie essen genauso viel wie üblich. Fettreiche Jo­ghurts unterdrücken ihren Hunger sogar noch weniger als die im Ver­hältnis kalorienärmeren Joghurts.
Im vorigen Jahr wurde in Potsdam eine Studie mit zwei Gruppen von jeweils zehn normal- bzw. übergewichtigen Frauen durchgeführt.
Es sollte geprüft werden, ob der Fettgehalt einer Testmahlzeit die Sätti­gung beeinflusst und ob ein Unterschied zwischen den normal- und übergewichtigen Frauen besteht. Die Teilnehmer erhielten eine Toma­tensuppe, mit und ohne Fettzulage, und konnten dazu Brot und Butter nach Belieben essen. In dieser Studie war in beiden Gruppen die Zahl der verzehrten Brote unabhängig vom Fettgehalt der Suppe. Auch die anhand einer Bewertungsskala ermittelte Sättigung blieb dieselbe. Das über den Tag verteilte Essverhalten unterschied sich weder bei den Normal- noch bei den Übergewichtigen.

Unsensibel gegen Fettaufnahme

Die bisher zum Thema »Sättigung« durchgeführten Studien zeigen: Der Körper »merkt« nicht, wie viel Fett ihm zugeführt wird, und kann daher seine übrige Nahrungsmittelaufnahme nicht anpassen. Dieser Sachverhalt gilt auf alle Fälle für leicht Übergewichtige, vermutlich so­gar für Normalgewichtige. Wer also zu fettreichen Lebensmitteln greift, hat es besonders schwer, sein Gewicht zu halten. Die zu hohe Fettaufnahme wird vom Körper nicht bemerkt und ist damit ein un­kontrollierbarer Faktor. Nur durch eine langfristige Verringerung des Fettanteils in der Nahrung ist es also möglich abzunehmen.

Fett vernünftig eingesetzt

Die Fettaufnahme sollte 30 Prozent der Gesamtkalorienaufnahme nicht überschreiten. Vorsicht vor fetter Wurst und Käse in Doppel­rahmstufe: In ihnen ist viel Fett versteckt.
Es sollten qualitativ hochwertige Fette aufgenommen werden: Die Qualität der Fette wird in ernährungsphysiologischer Hinsicht durch den P/S-Quotienten charakterisiert.
Man versteht darunter das Verhältnis von mehrfach ungesättigten (z. B. in pflanzlichen Ölen) zu gesättigten Fettsäuren (in Butter und tie­rischem Fett).
Der P/S-Quotient sollte zwischen 0,5 und 1 liegen, erreicht jedoch im Durchschnitt der Bevölkerung bei uns nur einen Wert von 0,3.

Das Wichtigste über die Gicht Ernährung in Kürze

Machen Sie sich zunächst mit den Grundsätzen einer vollwertigen Ernährung vertraut. Durch die Umstellung auf eine gesunde Ernährung gelingt es in den meisten Fällen, das Körpergewicht dauerhaft zu reduzieren.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine laktovegetabil orientierte Voll­wertkost. Bei dieser Kostform werden automatisch keine sehr
purinreichen Nahrungsmittel aufgenommen.
Versuchen Sie nicht, mit einer Reduktionsdiät möglichst schnell abzunehmen. Sie erreichen leider meist keine langfristige Gewichtsabnahme, außerdem kann plötzliches Fasten einen Gichtanfall provo­zieren, da es auch hier zu einem plötzlichen starken Anstieg der Harnsäure durch vermehrten Zellabbau kommt.