Akuter Gichtanfall - die richtige Therapie


Der akute Gichtanfall ist ein Ereignis, dessen Therapie keinen Aufschub dul­det, da der Patient unmittelbar von starken Schmerzen gepeinigt wird. Schnelle Hilfe ist geboten, denn ohne Therapie würde der Patient sicher eine Woche lang an seinen Schmerzen leiden. Um die Therapie des akuten Gichtanfalls nachvollziehen zu können, ist das Verständnis der im Körper ablaufenden Mechanismen eine wichtige Hilfe. Wie be­reits erwähnt kann nur eine bestimmte Menge Harnsäure im Blut gelöst werden. Wird diese Konzentration überschritten, so fallen Harnsäurekristalle aus. Da sie dann für den Transport zu schwer wer­den, setzen sie sich in den Geweben ab. Hiervon sind besonders die Gewebearten betroffen, die einen langsameren Stoffwechsel aufwei­sen: Knochen, Sehnen, Gelenke.

Der Beginn eines Teufelskreises

Mit Hilfe von Fresszellen, die auch Phagozyten heißen, versucht der Körper nun, diese kristallinen Fremdkörper loszuwerden. Dazu werden diese Harnsäure- oder Uratkristalle von den Phagozyten aufgenom­men, die sie unschädlich machen sollten. Uratkristalle verursachen aber im Inneren der Fresszellen eine Reaktion, die zur Zerstörung der Phagozyten führt. Dadurch werden nicht nur die Kristalle wieder frei­gesetzt, sondern auch Verdauungsenzyme, die sich in den Zellen be­finden. Außerdem wird durch diese Verdauungsenzyme Gewebe, wie z. B. der Gelenkknorpel, zerstört. Dadurch verstärkt sich die Entzün­dungsreaktion. Der Körper schickt weitere Phagozyten, um das Prob­lem zu bekämpfen, und so läuft der oben beschriebene Prozess immer wieder von neuem ab.

Kolchizin - das Mittel der Wahl

Kolchizin hemmt die Aktivität der Fresszellen des Körpers. Dadurch kann dieser Teufelskreis durchbrochen werden, und die starken Schmerzen werden relativ rasch gelindert. Um einen so massiven Vorgang schnell behandeln zu können, werden häufig Dosierungen benötigt, die bereits Nebenwirkungen mit sich bringen. Hier handelt es sich meistens um Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle und Leibschmer­zen, die zu einem Abbruch oder einer Einschränkung der Behandlung führen können. Da Kolchizin jedoch das wirksamste Medikament ist, sollte es im akuten Gichtanfall zum Einsatz kommen.

Entzündungshemmende Mittel - Antiphlogistika

Wird die Therapie mit Kolchizin zu schlecht vertragen, können auch entzündungshemmende Medikamente, die sogenannten Antiphlogis­tika, eingesetzt werden.
Diese Wirkstoffe greifen zwar nicht direkt in den beschriebenen Prozess ein, aber sie sind in der Lage, die Entzündungs­reaktion des Körpers erheblich einzuschränken. Dadurch bewirken sie auch eine Schmerzlinderung. Antiphlogistika sind eine wichtige Er­gänzung oder auch Alternative zur Behandlung mit Kolchizin, wenn dieses überhaupt nicht vertragen wird.

Nichtsteroidale Antirheumatika

Antiphlogistika kann man in zwei Gruppen unterteilen: die sogenann­ten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und die steroidalen An­tirheumatika.
Zu den nichtsteroidalen Antirheumatika gehören Medikamente mit den Inhaltsstoffen Phenylbutazon, Indometazin, Naproxen, Fenoprofen oder Diclophenac.
Am häufigsten treten bei diesen Substanzen Nebenwirkungen im Ma­gen-Darm-Bereich auf. Es kann zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen. Selten treten auch Magengeschwüre auf. Deshalb werden oft zusätzlich Mittel zur Neutralisation der Magensäure gegeben. Vor­beugend sollten Sie deshalb solche Medikamente nicht auf nüchter­nen Magen zu sich nehmen.
Achten Sie darauf, Tabletten, Dragees oder Kapseln mit viel Flüssigkeit (200 bis 250 Milliliter Wasser) einzunehmen.

Kortison und andere steroidale Antirheumatika

Zu den steroidalen Antirheumatika gehören die Kortikoide - Stoffe, die in verschiedenen Formen vom Körper in den Nebennieren gebildet werden. Sie wirken sehr stark gegen Allergien und Entzündungen. Kor­tikoide dürfen auf keinen Fall plötzlich abgesetzt werden, da das einen erneuten Gichtanfall auslösen könnte. Deshalb muss die Dosis schritt­weise verringert werden, nachdem die Beschwerden abgeklungen sind. Der Arzt nennt dies ausschleichen. Eine Therapie mit Kortikoi­den kann zu Nebenwirkungen wie Störungen bestimmter Stoffwech­selvorgänge, Hautreaktionen oder Magen-Darm-Problemen führen.