Wenn
Sie zu der Gruppe der Gichtgefährdeten gehören oder bereits an Gicht erkrankt
sind, sollten Sie neben den Prinzipien der Vollwertkost folgende Punkte
besonders beachten:
► Nehmen Sie keine Lebensmittel mit hohem Puringehalt
(siehe Tabelle unten) zu sich, und verzichten Sie möglichst ganz auf Fleisch
und Fisch.
► Nehmen Sie viel basische vegetarische Frischkost zu
sich.
► Trinken Sie viel Flüssigkeit, aber möglichst keinen
Alkohol.
► Nehmen Sie möglichst wenig weißen Haushaltszucker und
Fruktose (Fruchtzucker) zu sich.
Auf
den Puringehalt achten
Im
Allgemeinen führt eine Vollwertkost, wie sie bereits vorgestellt wurde,
automatisch zu einer niedrigen Aufnahme von Purinen. Sie liegt normalerweise
unter 300 Milligramm, da bei dieser Ernährungsform keine Nahrungsmittel mit
hohen Puringehalten - wie Innereien, Fleisch, Geflügel und Fisch - aufgenommen
werden. Zusätzlich sollten Sie alle purinhaltigen Nahrungsmittel mit
Harnsäureäquivalenten von über 150 Milligramm pro 100 Gramm vom Speiseplan
streichen. Das Harnsäureäquivalent gibt an, wie viel Milligramm Harnsäure aus
jeweils 100 Gramm des Lebensmittels beim Purinabbau im Körper entstehen.
Neben Fisch und Fleisch sind dies auch Hülsenfrüchte wie z. B. Linsen. Ideal
wäre es, ganz auf Fleisch zu verzichten. Wenn Sie nicht auf Fleisch verzichten
wollen, sollten Sie den täglichen Fleischverzehr auf ca. 100 Gramm beschränken.
Innereien sollten auf keinen Fall gegessen werden, da diese besonders viel
Purin enthalten.
Auch
für die Nieren gesund
Durch
die Einschränkung der Eiweißzufuhr können Sie auch Ihre Nieren entlasten. Je
weniger Eiweiß sie aufnehmen, umso hochwertiger sollten natürlich die
zugeführten Proteine sein. Geeignet sind Milch, Topfen oder Käse - sie enthalten
praktisch kein Purin. Eine Mahlzeit aus Kartoffeln und Milchprodukten liefert
ganz ohne Fleisch genügend und hochwertiges Eiweiß. Der Einsatz von Magerquark
in dieser Kombination sorgt dafür, dass Sie sich über einen längeren Zeitraum
satt fühlen, ohne jedoch unnötig viele Kalorien aufzunehmen.
Harnsäureäquivalente
in Lebensmitteln
Ungefähre
|
Angaben in
|
mg/100 g Lebensmittel
|
|
Fleisch
|
|
Brot/Teigwaren/Mehl
|
|
Fleischextrakt
|
3500
|
Vollkornbrot
|
40
|
Bries
|
1030
|
Mischbrot
|
35
|
Herz
|
400
|
Nudeln
|
40
|
Leber
|
340
|
Mehl
|
20
|
Nieren
|
240
|
|
|
Schweinefilet
|
150
|
Nüsse
|
|
Rinderfilet
|
130
|
Sonnenblumenkerne
|
160
|
Schinken, gekocht
|
120
|
Erdnüsse
|
100
|
Schinken, roh
|
70
|
Haselnüsse
|
25-30
|
Gans
|
240
|
Walnüsse
|
25-30
|
Truthahn
|
170
|
Mandeln
|
25-30
|
Huhn, Brust
|
170
|
|
|
Ente
|
150
|
Gemüse
|
|
|
|
Spinat
|
70
|
Fisch
|
|
Spargel
|
30
|
Ölsardinen
|
560
|
Alle Kohlarten,
|
|
Miesmuscheln
|
370
|
Karotten, Sauerkraut,
|
|
Anschovis
|
360
|
Salate, Schwarzwurzeln
|
i
|
Hering
|
280
|
Tomaten, Zwiebeln,
|
|
Räucherlachs
|
240
|
Rote Beten, Sellerie,
|
|
Krabben
|
170
|
Rettiche, Radieschen,
|
|
Forelle
|
170
|
Gurken, Kartoffeln
|
5-30
|
Karpfen
|
150
|
|
|
|
|
Obst
|
0-20
|
Hülsenfrüchte
|
|
|
|
Sojabohnen
|
356
|
Sonstiges
|
|
Sojatrockenfleisch
|
345
|
Reis
|
50
|
Linsen
|
190
|
Eier, Käse
|
16
|
Bohnen, weiß
|
150
|
Bier
|
15
|
Erbsen, grün
|
130
|
Öle und Fette
|
0
|
|
Quark, Milch
|
0
|
|
Pilze
|
|
Zucker, Honig
|
0
|
Steinpilze
|
50
|
Kaffee, Tee
|
0
|
Champignons
|
20
|
Kakao
|
0
|
Basische
Frischkost
Obst,
Gemüse, Kartoffeln und Molke gehören zu den basenreichen Nahrungsmitteln.
Selbst die so sauren Zitrusfrüchte gehören zu den Basen bildenden Lebensmitteln,
da sie im Organismus eine alkalische Reaktion bewirken. Für den Gichtkranken
sind sie also sehr zu empfehlen. Sie bewirken, dass der pH-Wert von
Körpersäften und Gewebe alkalisch wird. Die Harnsäure ist im alkalischen Milieu
besser löslich als im sauren. Basenreiche Kost erleichtert die Ausscheidung von
Harnsäure und beugt der Bildung von Harnsäurekristallen vor. Durch den
täglichen Konsum von basenreicher Nahrung unterstützen Sie den Körper dabei,
überschüssige Harnsäure auszuscheiden.
Zuckerfrei
Auch
die Aufnahme von isoliertem Zucker erschwert die Harnsäureausscheidung.
Gewöhnen Sie sich daran, Getränke wie Tee und Kräutertee auch ohne Zuckerzusatz
zu trinken. Reduzieren Sie ihn Schritt für Schritt. Falls nötig, verwenden Sie
stattdessen Süßstoffe wie Saccharin und Zyklamat.
Viel
trinken
Trinken
Sie jeden Tag mindestens zwei Liter Flüssigkeit. Damit erleichtern Sie die
Ausscheidungstätigkeit der Nieren und bewirken, dass die Harnsäure nicht so
leicht Kristalle bilden kann. Da Kaffee, Tee und Kakao keine Harnsäure
bildenden Purine enthalten, sind diese Getränke in Maßen erlaubt. In beliebigen
Mengen können Sie trinken:
► Ungezuckerten Früchte- oder Kräutertee
► Gemüsesaft
► Ungezuckerten Fruchtsaft, mit alkalisierendem
Mineralwasser verdünnt
► Ungezuckerte Trinkmolke, Molke-Kwass (aus dem
Reformhaus)
► Alkalisierendes Mineralwasser, z.B. Fachinger oder
Wildunger Helenenquelle.
Wissenswertes
über alkoholische Getränke
► Sie bringen dem Staat jährlich ca. 3 Milliarden Euro
Steuereinnahmen.
► Durch übermäßigen Alkoholkonsum erkranken ca. 1,8
Millionen Bundesbürger.
► Alkoholgenuss verursacht einen geschätzten volkswirtschaftlichen
Schaden von 8 bis 12 Milliarden Euro
im Jahr: durch
Unfälle,
Behandlungskosten, Invalidität und Produktionsausfall.
► Jährlich werden infolge Alkoholmissbrauchs bei
werdenden Müttern etwa 20 000 Kinder mit zum Teil schwersten Schäden geboren.
► Alkoholika werden mit einem jährlichen Aufwand von ca.
einer Milliarden Euro beworben.
Sauer
durch Alkohol
Nach
dem Genuss von Alkohol kommt es zu einer Übersäuerung des Körpers, in deren
Verlauf sich Milchsäure ansammelt. Diese Säureansammlung bewirkt, dass die
Nieren keine Harnsäure mehr ausscheiden können. Wenn die Konzentration der
Milchsäure 30 Milligramm pro 100 Milliliter Blut erreicht, kann fast keine
Harnsäure mehr ausgeschieden werden. Das erklärt, warum akute Gichtanfälle oft
im Anschluss an »Trinkgelage« auftreten. Bereits zwei bis vier Stunden nach
dem Genuss größerer Alkoholmengen kann der Serumharnsäurespiegel deutlich
erhöht sein. Wenn Sie nicht auf Alkohol verzichten wollen, ist allenfalls ein
Glas Wein oder Bier erlaubt. Wenn Sie Bier trinken, sollten Sie kein Pils oder
Kölsch wählen. Harte Drinks, Liköre, Dessertweine und Portwein sind zu
vermeiden.
Immer
richtig - die Grundsätze der Vollwertkost
Mit
den Ernährungsempfehlungen für Vollwertkost befinden Sie sich auf jeden Fall
auf der richtigen Seite. Denn es gibt keine Ernährungsform, die für Ihre
Krankheit bzw. für deren Vorbeugung geeigneter wäre. Sie werden sich sicher
bald an diese neue, schmackhafte und gesunde Kost gewöhnen.