Gicht und Gewicht

Warum das Abnehmen so schwierig ist -nicht nur bei Gicht
Alle Versuche der Pharmaindustrie, ein Medikament zu entwickeln, mit dessen Hilfe man ohne Diät schlank wird, schlugen bisher fehl. Selbst Appetitzügler, die aufgrund ihrer Nebenwirkungen nur vom Arzt verschrieben werden dürfen, können den Hunger nur kurzfristig bremsen. Die meisten Kalorien werden jedoch nicht aus Hunger, sondern aus Appetit aufgenommen. Auch eine kurzfristige Diät, die oft mit einer extrem einseitigen Nahrungsaufnahme verbunden ist, führt in der Regel nicht zum Erfolg.

Das körpereigene Normalgewicht
In Untersuchungen an Normal- und Übergewichtigen zeigte sich, dass sowohl Normal- als auch Übergewichtige auf eine Zu- bzw. Abnahme des Körpergewichts gleich reagieren: Steigt das Gewicht durch die Zufuhr kalorienreicher Nahrungsmittel um zehn Prozent, wird die zusätzlich aufgenommene Energiemenge durch körperliche Aktivität verbraucht. Bei kalorienärmeren Menüs schraubt der Körper seinen Bedarf entsprechend herunter. Das ursprüngliche Körpergewicht verändert sich dadurch in beiden Fällen kaum. Der Organismus stellt sich auf erhöhte und verminderte Kalorienzufuhr ein und bemüht sich, dasselbe Gewicht aufrechtzuerhalten. Dieses Gewicht wird englisch als Setpoint-Gewicht bezeichnet.
Einige Wissenschaftler glauben, dass der Körper monate- und sogar jahrelang einem beabsichtigten Gewichtsverlust trotzen kann; andere nehmen hingegen an, dass er sich relativ schnell sowohl an niedrigere, leider aber auch an höhere Schwellenwerte gewöhnt. Unbekannt ist bisher allerdings, wodurch dieses für jeden Menschen individuelle Gewicht festgelegt wird. Hier könnten - so vermutet man - erbliche Faktoren eine gewisse Rolle spielen.

Der berühmte Jo-Jo-Effekt
Diäten werden meist während eines kurzen Zeitraums durchgeführt, in der Regel während etwa 14 Tagen. In dieser Zeit wird häufig entweder extrem fettarm oder extrem einseitig (Ananasdiät, Eierdiät etc.) gegessen. Zwar gelingt es meist, einige Kilogramm abzuspecken, doch gleich nach Diätende nimmt man schnell wieder zu. Oft führen Gelüste, die sich in der Diätzeit angestaut haben, sogar noch zu einer höheren Nahrungsaufnahme als vor der Kur. Das unerwünschte Ergebnis ist, dass einige Zeit nach der Kur nicht nur das verlorene Gewicht zurückgekehrt ist, sondern es haben sich sogar ein, zwei Kilogramm mehr auf Hüften und Rippen festgesetzt. So wechseln Diätzeiten mit Phasen der Gewichtszunahme ab - der Jo-Jo-Effekt hat eingesetzt.

Erfolg kommt nur auf lange Sicht
Eine langfristige Gewichtsabnahme wird nur über eine dauerhafte Umstellung der Ernährung und der Lebensgewohnheiten erreicht. Je langsamer die Pfunde abgenommen werden, desto größer ist die Chance, dass sie dauerhaft verschwinden. Allen Versprechungen zum Trotz kann man pro Woche nicht mehr als rund zwei Kilogramm abnehmen. Ein darüber hinaus gehender Gewichtsverlust resultiert lediglich aus Flüssigkeitsverlusten, die schnell wieder ausgeglichen werden. Sinnvoll ist es, eine wöchentliche Gewichtsabnahme von 500 bis maximal 1000 Gramm anzustreben.

Dick durch genetische Veranlagung
Ohne Zweifel gibt es auch in puncto Körpergewicht eine genetische Komponente. Aus Tierversuchen weiß man, dass es bessere und schlechtere Futterverwerter gibt; in der Schweinezucht werden z.B. bessere Futterverwerter bevorzugt. Doch die genetische Komponente wird (besonders von den Betroffenen) bei weitem überschätzt. In Laborversuchen hat man versucht, die Rolle der Genetik bei der Entstehung von Übergewicht herauszufinden. Bei Übergewichtigen wurden Energieaufnahme und -abgabe genau gemessen. Zur Überraschung der Forscher stellte sich heraus, dass höchstens 10 bis 15 Prozent der stark Übergewichtigen eine genetische Veranlagung hatten. Derzeit wird ein Gentest entwickelt, mit dessen Hilfe es in ein bis zwei Jahren möglich sein wird, bei jedem Menschen zu bestimmen, ob eine genetische Veranlagung für das Übergewicht verantwortlich ist. Bei Ratten konnte man allerdings einen Gendefekt finden, der bewirkt, dass der Sättigungsmechanismus nicht funktioniert. Bis heute ist noch nicht geklärt, ob es auch beim Menschen solche Gene gibt, die den Sättigungsmechanismus beeinflussen.

Der Bodymass Index (BMI)
Zur Bestimmung des richtigen Körpergewichts Erwachsener hat sich der Bodymass Index (BMI) durchgesetzt. Wenn man ihn zugrundelegt, ist jeder dritte deutsche Erwachsene zu dick. Der BMI wird errechnet, indem man das Körpergewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße in Metern teilt. Danach errechnet sich der BMI einer 1,65 Meter großen Frau, die 62 Kilogramm wiegt, so: 62/1,65 = 23.