Gicht Ernährung: Schonende Zubereitung



Nicht nur das Was, sondern auch das Wie spielt bei der Vollwert­ernährung eine Rolle. Denn primär hochwertige Nahrungsmittel kön­nen durch die Zubereitung in ihrem Wert gemindert werden. Grundsätzlich gilt: Das zubereitete Essen sollte möglichst naturbelas­sen, frisch und einfach sein. Mit Salz wird in der Vollwertküche nur sparsam umgegangen.
Dazu gibt es einige Tricks: Verwenden Sie Gewürzsalz statt herkömmli­ches Salz. Diese Salzzubereitungen, die es z.B. im Reformhaus zu kau­fen gibt, enthalten nur 50 Prozent Salz. Beim Kochen oder bei der Zu­bereitung von Salaten kann man Salz häufig durch Küchenkräuter (am besten frisch) ersetzen. Wie so vieles, ist auch Salzen eine Gewohn­heitssache. Wer wenig salzt, braucht mit der Zeit auch weniger Salz. Ungefähr die Hälfte der täglichen Menge an Salz wird über Salz im Brot und in Backwaren aufgenommen.

Speisen richtig zubereitet
Verwenden Sie Salz nur sparsam.
Würzen Sie stattdessen mit Kräutern, Knoblauch, Zitronensaft und Apfelessig.
Verwenden Sie kaltgepresste Öle nicht zum Backen und Braten: Die sonst sehr empfehlenswerten Öle bilden durch Erhitzen Krebs erregen­de Benzpyrene. Empfohlen werden Kokosfett oder andere Bratfette wie Butterschmalz.
Bevorzugen Sie Garmethoden, bei denen Sie weitgehend auf Fett verzichten können (Grillpfanne, Römertopf, Wok).
Verarbeiten Sie Lebensmittel so frisch wie möglich.
Lassen Sie rohes Obst und Gemüse nach dem Zerkleinern nicht stehen.
Salate sollten nach der Zubereitung möglichst rasch auf den Tisch kommen.
Lassen Sie geschälte Kartoffeln und Gemüse nicht im Wasser lie­gen, sie laugen sonst aus.
Garen Sie Gemüse schonend, mit möglichst wenig Wasser oder in Dampf. Achten Sie auf möglichst kurze Garzeiten.
Schütten Sie Gemüsekochwasser nicht weg, sondern verwenden Sie es z. B. als Grundlage für Suppen weiter. Es enthält wertvolle Spu­renelemente.
Lagern Sie Kartoffeln dunkel.
Entfernen Sie grüne Teile und Keime von Kartoffeln.
Kartoffeln sind als Pellkartoffeln oder in der Schale gebacken am bekömmlichsten.
Vermeiden Sie »Resteessen«. Das Aufwärmen von Speisen reduziert wertvolle Inhaltsstoffe noch weiter.
Achten Sie bei der Verwendung von Getreidekörnern darauf, dass Sie diese nicht zu lange im Wasser einweichen lassen. Denn dabei können Krebs erregende Pilzgifte entstehen. Am gefährlichsten sind die sogenannten Aflatoxine, die u. a. in Nüssen und Getreide enthal­ten sein können.
Werfen Sie verschimmelte Lebensmittel rigoros weg.

Mäßig, aber regelmäßig bei der Gicht Ernährung
Gerade für Menschen, die zum Übergewicht neigen, hat es sich als günstig erwiesen, das Essen auf mehrere kleine Mahlzeiten zu vertei­len. Das entlastet den Stoffwechsel und bewirkt, dass der Blutzucker­spiegel und die Insulinkonzentration auf einem gleichmäßigen Niveau bleiben. Durch viele kleine Häppchen wird der Stoffwechselab­lauf gefördert. Damit arbeiten Sie Stoffwechseleinstellungen entgegen, die das Ansetzen von Fett und Übergewicht begünstigen. Außerdem wird durch dieses Verhalten verhindert, dass ein Heißhunger entsteht. Gerade dieser birgt die Gefahr von unkontrollierten nächtlichen Ess­anfällen, die unweigerlich zu einer Zunahme des Gewichts führen.

Aller Anfang ist schwer
Sicher ist zu Beginn eine Umstellung von einer »normalen«, fleischbe­tonten Kost nicht ganz einfach. Viele vertragen auch nicht auf Anhieb Salate aus frischem, nicht gekochtem Gemüse. In diesem Fall sollten Sie zunächst nur Salate aus gedünstetem Gemüse verwenden. Konzen­trieren Sie sich nicht zu sehr auf die Dinge, die Sie nicht mehr essen sollen, sondern freuen Sie sich auf die vielen leckeren Rezepte, die es in der Vollwertküche gibt. Vielleicht haben Sie im ersten Moment das Gefühl, »nichts Vernünftiges« mehr essen zu dürfen. Das stimmt aber nicht, denn die Vollwertkost ist sehr abwechslungsreich.

Typische Nahrungsmittel der Vollwertkost
Obst und Gemüse
Ungezuckerte Fruchtsäfte
Gemüsesäfte
Milchsaure Gemüsesäfte
Nüsse, Samen (Sesamsamen)
Getreide und daraus gewonnene Grützen und Mehle
Teigwaren aus Vollkornmehl
Backwaren aus Vollkornschrot oder Mehl
Naturreis, Hirse
Milch, Sauermilch, Molke
Quark, Frischkäse
Eier
Sojamilch und Sojaprodukte
Kaltgepresste Pflanzenöle

Wissenschaftlich überprüft
In einer Studie des Bundesgesundheitsamtes aus dem Jahre 1984 wur­de die Bedeutung einer vollwertigen Ernährungsweise auch wissen­schaftlich belegt. Bei dieser Untersuchung verglich man Menschen, die sich normal ernähren, mit Vegetariern, die Eiweiß nicht aus Fleisch, sondern nur aus Milch- und Sojaprodukten aufnehmen. Die Vegetarier waren häufiger normalgewichtig, hatten niedrigere Gesamtcholesterinwerte sowie ein günstigeres Fettsäuremuster und litten seltener un­ter Verstopfung. Auch der Harnsäuregehalt im Blut war deutlich nied­riger als bei Normalernährten. Diese Studie war Anlass dafür, dass die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bereits 1984 die Empfeh­lung herausgab, den Verzehr von Fleisch und Fleischwaren deutlich einzuschränken.

Gemeinsam fällt es leichter
Animieren Sie Ihre gesamte Familie zur Ernährungsumstellung. Nicht nur den Gichtkranken, sondern allgemein verhilft eine laktovegetabile Ernährungsform zu mehr Gesundheit und schützt vor typischen Zi­vilisationskrankheiten. Das Grundmuster dieser Ernährung kann für Gichtkranke ohne großen Aufwand noch weiter angepasst werden.

Vollwert kost für Gichtkranke

Der größte Teil der bisherigen Ratschläge gilt auch für Gichtkranke, denn eine weitgehend laktovegetabile Ernährung ist automatisch pu­rinarm. Deshalb ist es besonders einfach, diese Ernährungsform für die ganze Familie durchzuführen. Die purinarme Ernährung wurde auch an gesunden Personen erprobt: In einer Untersuchung sank durch ei­ne solche Ernährung der Harnsäurespiegel. Andererseits steigt der Harnsäurewert, wenn man in die Ernährung gesunder Personen ent­sprechende Mengen von Purinen einführt. Das ist ein Beweis dafür, dass der Harnsäurespiegel und damit auch die Wahrscheinlichkeit eines Gichtanfalls durch die Ernährung maßgeblich beeinflusst werden können. Dieser Zusammenhang ist seit vielen Jahrhunderten bekannt: In Notzeiten gab es praktisch keine Gicht.

Nur als langfristige Strategie erfolgreich
Allerdings muss die Vollwerternährung langfristig durchgeführt wer­den, um Wirkung zu zeigen. Bei konsequent vollwertiger Ernährung können Sie Folgendes erreichen:
Die Purinzufuhr deutlich reduzieren
Die Harnsäureausscheidung über die Nieren regulieren
Den Serumharnsäurespiegel auf Dauer senken