Gicht Ernährung: Adaptierte Vollwertkost



Die Grundlagen der Vollwertkost wurden bereits zu Beginn unseres Jahrhunderts von den Ärzten Bircher-Benner und Kollath gelegt. Die Vollwertkost wurde weiterentwickelt, ihr Nutzen ist inzwischen durch wissenschaftliche Studien belegt. Sie wird heute auch von der DGE empfohlen.
In der Vollwertkost werden die Lebensmittel nach ihrer biologischen Wertigkeit in verschiedene Gruppen eingeteilt: In Gruppe eins stehen rohe, naturbelassene Nahrungsmittel, die nicht industriell verarbeitet wurden, wie z.B. frisches Obst, Gemüse, Nüsse, Keimlinge, Rohmilch, kaltgepresste Öle und Honig. Diese Lebensmittel sollten auf ihrem Speiseplan an oberster Stelle stehen. Dagegen sollte jeder, der auf eine gesunde Ernährung achtet, Produkte aus Gruppe vier, wie weißen Zucker, Limonaden, Kondensmilch etc., weitgehend meiden. Zwischen den beiden Gruppen gibt es noch Abstufungen in der biolo­gischen Wertigkeit. Grundsätzlich gilt: Je naturbelassener, desto wert­voller ist ein Nahrungsmittel für den Organismus. Beachten Sie: Auch Kochen entwertet ein Nahrungsmittel.

Werteeinteilung der Lebensmittel in der Vollwertkost

Wertstufe 1
Obst/Gemüse: Frischobst, Frischgemüse, frische Kräuter, frisch gepress­te Frucht- oder Gemüsesäfte, milchsaure Gemüse, Speisen aus frischem, nicht erhitztem Obst, Gemüse
Nüsse/Samen: Samen, Nüsse, Nussmus, Speisen aus gekeimtem Samen
Getreide:
Speisen aus gequollenen oder gekeimten, geschroteten oder nicht erhitzten Körnern
Milch/Milchprodukte: Vorzugsmilch, Sauermilch, Quark und Käse aus Rohmilch
Soja/Hülsenfrüchte: gekeimte Sojabohnen, gekeimte Hülsenfrüchte
Öle/Fette:
kaltgepresste naturbelassene Öle, frische Butter
Süßprodukte/Süßmittel: Bienenhonig, rohes süßes Obst
Getränke:
natürliche Mineralwässer, natürliches Quellwasser, Kräuter- und Früchtetees

Wertstufe 2    Obst/Gemüse:
tiefgekühlte Früchte (ohne Zucker), pasteurisierte, nicht gezuckerte Fruchtsäfte, tiefgekühlte Speisen, Speisen aus gedünsteten Gemüsen und Pellkartoffeln oder in der Schale gebackenen Kartoffeln
Fleisch/Fisch:
Speisen aus frischem Fleisch und Fisch
Getreide:
Speisen aus Vollgetreide­flocken, Vollkornreis, Hirse oder Buchweizen, Vollkornbrot, Vollkornnudeln
Eier:
gekochtes Ei
Soja/Hülsenfrüchte: Sojaflocken, Sojabohnen
Milch/Milchprodukte: pasteurisierte Trinkmilch, Quark und Käse aus pasteurisierter Milch
Süßprodukte/Süßmittel: erhitzter Bienenhonig, Birnendicksaft, Ahornsirup, Trockenobst
Getränke:
Malz- bzw. Getreidekaffee

Wertstufe 3
Obst/Gemüse: pasteurisierte Fruchtsäfte mit Zuckerzusatz, Fruchtkonserven, Konfi­türen mit normalem Zucker­gehalt, Speisen aus Kartoffelfertigprodukten oder geschälten und gekochten Kartoffeln
Soja/Hülsenfrüchte: Sojatrockenfleisch
Fleisch/Fisch: Fleischkonserven, Fisch­konserven
Getreide:
Cornflakes, Speisen aus Grieß, Backwaren aus Auszugsmehl, Speisen aus Parboiled-Reis
Milch/Milchprodukte: H-Milch, mehrfach erhitzte Milch, Milch aus sprüh-
getrocknetem Milchpulver, Schmelzkäse
Süßprodukte/Süßmittel: Rohzucker und daraus her­gestellte Produkte, Frucht­saftgetränke
Öle/Fette:
Pflanzenfette und Margarine mit geringem Anteil nicht raffinierter Pflanzenöle, Butterschmalz

Wertstufe 4
Obst/Gemüse:
Speisen aus Kartoffelstärke
Getreide:
Speisen aus geschältem und poliertem Reis, Maisstärke
Milch/Milchprodukte: Kondensmilch
Öle/Fette:
extrahierte und vollraffinierte Pflanzenöle
Süßprodukte/Süßmittel:
Raffinadezucker,
Süßstoffe
Getränke:
Limonaden, Colagetränke

Grundsätze der vollwertigen Ernährung
Bei der Vollwertkost gilt: Ungefähr ein Drittel der Nahrung sollte frisch, also ungekocht, gegessen werden. Eine zentrale Rolle spielt auch die Aufnahme von Vollgetreide. Es liefert viele komplexe Kohlenhydrate, die sich im Körper anders verhalten als die einfachen Kohlenhydrate aus Zucker. Außer den Kohlenhydraten befinden sich im Getreide Mineralstoffe, Spurenelemente und vor allem Ballaststoffe. Letztere haben eine hohe Quellfähigkeit. Sie verlangen einen ausgiebigen Kau­vorgang, wodurch mehr Verdauungssäfte produziert werden.

Grundzüge der Vollwerternährung
Verzehren Sie möglichst naturbelassene Lebensmittel.
Verzichten Sie so weit wie möglich auf Nahrungsmittel, die zwar Energie, aber keine essenziellen Nahrungsinhaltsstoffe enthalten. Dazu gehören z.B. Zucker, Alkohol und Weißmehlprodukte, die als Lebensmittel mit leeren Kalorien bezeichnet werden.
Essen Sie regelmäßig viel frisches Obst und Gemüse sowie ballast­stoffreiche Gerichte aus Vollkorngetreide.
Decken Sie den Eiweißbedarf vorwiegend mit pflanzlichen Eiwei­ßen und Milch. Der Verzehr von Fleisch und Fleischwaren kann stark eingeschränkt werden.
Fette sollten aus pflanzlichen Ölen stammen und einen hohen An­teil an natürlichen Fettbegleitstoffen enthalten. Die Gesamtfettmenge sollte gering sein.

Vollkornspeisen im Verdauungstrakt
Vollkornspeisen verweilen länger im Magen, und man bekommt nicht so schnell wieder Hunger. Den Darm passieren sie allerdings schneller, da durch die Ballaststoffe die Darmaktivität, Peristaltik genannt, ange­regt wird. So kommt es, dass Menschen, die Vollwertkost essen, nur selten an Verstopfung leiden. Durch die kurze Verweildauer im Darm hat die Kost auch eine günstige Auswirkung auf den Cholesterinspiegel.

Nachteile von Einfachzucker bei Gichtkranken
Ganz anders verhält es sich mit Kohlenhydraten aus Raffinadezucker. Nach dem Verzehr von Zucker oder mit Zucker gesüßten Produkten kommt es zu einem raschen Anstieg des Blutzuckers, die Insulinaus­schüttung steigt, wodurch wieder die Lust auf Süßes gefördert wird. Gibt man dieser Spirale ständig nach, werden langfristig Fettstoff­wechselstörungen begünstigt. Darüber hinaus kann der Verzehr von Zucker dazu führen, dass Frischkost schlechter vertragen wird. Auch Honig und Ahornsirup haben diese ungünstigen Eigenschaften und führen zu einem raschen Anstieg des Blutzuckerspiegels, wenn auch in eingeschränktem Maß. Sie sollten deshalb als Süßmittel nur sparsam und in Verbindung mit anderen Nahrungsmitteln verwendet werden. Die Lust auf Süßes lässt sich am besten mit Obst stillen. Es enthält we­niger Kohlenhydrate als Invertzucker, hat relativ wenige Kalorien und liefert Wasser. Die Ballaststoffe im Obst, wie beispielsweise das Pektin, haben einen besonders günstigen Einfluss auf den Cholesterinstoff-wechsel. Beim Pressen von frischen Obstsäften gehen die Ballaststoffe leider verloren. Deshalb ist es am besten, unverarbeitetes Obst zu ver­zehren.

Das richtige Fett in der Nahrung
Etwa 35 Prozent der Gesamtenergieaufnahme sollten aus Fetten ge­deckt werden. Das bedeutet, dass bei leichter körperlicher Tätigkeit 70 bis 90 Gramm Fett aufgenommen werden dürfen. In dieser Menge sind nicht nur die Zubereitungsfette, sondern auch die in Nahrungs­mitteln versteckten Fette enthalten. Je höher der Anteil kaltgepresster, nicht raffinierter Pflanzenfette ist, desto günstiger. Hochwertige natur­belassene Pflanzenöle sind ideal. Sie enthalten auch wichtige Begleit­stoffe wie Provitamin A, Vitamin A, essenzielle Fettsäuren, Phytosterine, Lezithin, Vitamin D und Vitamin E. Allerdings sollten diese Fette nicht erhitzt werden. Hochwertige Fette liefern auch ausreichend Linolsäure und Linolensäure, die der Körper zur Produktion körpereige­ner Wirkstoffe und Immunglobuline dringend benötigt.