Medikamente zur Behandlung von Gicht


Zur Behandlung der Krankheit Gicht stehen dem Arzt verschiedene, äußerst wirksame Medikamente zur Verfügung. Sie sind langjährig er­probt und im Allgemeinen gut verträglich.
Im Folgenden sollen die verschiedenen Wirkungen einzelner Medika­mente dargestellt und die möglichen Nebenwirkungen der einzelnen Präparate beschrieben werden.

Das Gespräch mit dem Arzt suchen

Sie sollten keine Scheu davor haben, sich mit Fragen und Bedenken bezüglich der Therapie an Ihren Arzt zu wenden. Im normalen Praxis­alltag kann leicht der Eindruck entstehen, als habe der Arzt nicht genügend Zeit, sich mit Ihren Fragen zu beschäftigen. Das macht unsi­cher, und man vergisst während des Gespräches leicht die einzelnen Punkte, die einen noch beunruhigen. Lassen Sie sich dadurch nicht davon abhalten, alles für Sie Notwendige in Erfahrung zu bringen. Lesen Sie vor der ersten Einnahme den Beipackzettel der Tabletten­packung aufmerksam durch. Er wird Ihnen schon vorab einiges er­klären. Schreiben Sie sich dann Ihre Fragen zu Ihrer Krankheit und der verordneten Therapie auf, und nehmen Sie diese Aufzeichnungen zum nächsten Arztbesuch mit. Ihr Arzt wird sicher auf Ihre Fragen und Bedenken eingehen.

Der Umgang mit Medikamenten

Die Erkenntnis, dass dauer­haft Medikamente eingenom­men werden müssen, bedeutet einen entscheidenden Einschnitt in das bisherige Leben.
Daraus ergeben sich viele Unsicherheiten, Fragen und Zweifel.
Bei vielen Krankheiten, so auch bei Gicht, kommt hinzu, dass über lange Zeiten keine Schmerzen oder anderen un­angenehmen Erscheinungen an die Notwendigkeit der regel­mäßigen Medikamenteneinnah­me erinnern.

Wichtige Informationen für den Arzt
Das Gleiche gilt für von Ihnen beobachtete Wirkungen oder Neben­wirkungen. Nur mit Ihrer Hilfe und Rückmeldung kann der Arzt im Einzelnen entscheiden, wie die Behandlung fortzuführen ist. Stellen Sie die Einnahme des verschriebenen Medikamentes auf keinen Fall selbstständig ein, und ändern Sie auch nichts an der Dosierung, ohne vorher mit Ihrem Arzt darüber gesprochen zu haben. Für alle dauerhaft eingenommenen Medikamente gilt, dass jeder ande­re Arzt, der Sie behandelt (Orthopäde, Internist, Frauenarzt etc.), über Namen und Dosierung des Medikamentes informiert werden muss, um unerwünschte Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten vermeiden zu können.

Für Reisen Vorsorge treffen
Denken Sie vor Urlaubs- und Geschäftsreisen daran, Ihre Medikamen­te in ausreichender Menge einzupacken, und erkundigen Sie sich bei Ihrem Arzt, wie Sie sich mit der Einnahme bei der Reise in unter­schiedliche Zeitzonen verhalten sollen. Bedenken Sie: Zweck der The­rapie der Hyperurikämie ist es, den Harnsäurespiegel im Blut ständig im Normalbereich zu halten, damit nicht nur der akute Gichtanfall, sondern auch eventuelle Spätschäden vermieden werden können. Deswegen sollte eine Therapie nicht unterbrochen werden.

Harnsäuresynthese-Hemmer
Eine Gruppe von Stoffen, die zu einer Normalisierung des Blut­harnsäurespiegels führen können, sind die Harnsäuresynthese-Hem­mer oder auch Urikostatika. Sie bewirken, dass die Umwandlung der Purinnukleotide zu Harnsäure stark eingeschränkt wird. Das funktio­niert folgendermaßen: Die Wirksubstanz dieser Medikamente, das Al­lopurinol, ähnelt einem Produkt, das zunächst beim Abbau der Purine zu Harnsäure entsteht. Das für den weiteren Abbau zuständige Enzym muss nun zusätzlich das Allopurinol aufspalten. Das ist wesentlich aufwendiger, als die körpereigenen Produkte abzubauen. Infolgedes­sen geht der Abbau der köpereigenen Produkte nur noch schleppend vonstatten. Da diese Vorstufen der Harnsäure wesentlich leichter wasser­löslich sind, können sie besser über die Nieren ausgeschieden werden. Außerdem wurde beobachtet, dass auch die Herstellung von Purinbausteinen während der Einnahme von Allopurinol verringert ist. Das wird darauf zurückgeführt, dass die Abbauprodukte von Allopurinol als falsche Bausteine für die Purinsynthese angeboten werden.

Gichtanfall trotz Medikament?
Zu Beginn der Behandlung mit Allopurinol kann es dazu kommen, dass die Nieren mit der Ausscheidung der verschiedenen körpereige­nen und körperfremden Stoffe überfordert sind und so ein akuter Gichtanfall ausgelöst werden kann. Auch können durch Allopurinol schon vorhandene Gichtknoten (Tophi) aufgelöst werden, was an­fänglich zu einem Anstieg der Harnsäure führen und sogar gehäuft Anfälle von Gelenkgicht auslösen kann. Daher wird meist zu Beginn der Behandlung mit Allopurinol zusätzlich eine niedrige Dosis Kolchizin verabreicht, um diesem unerwünschten Beweis der Wirksamkeit des Medikamentes vorzubeugen. Kolchizin ist ein Mittel, das auch beim akuten Gichtanfall eingesetzt wird 

Anwendung und Nebenwirkungen
Allopurinol hat eine lange Wirkungsdauer und muss daher in der Re­gel nur einmal am Tag eingenommen werden. Auf die gute Funktion der Nieren ist zu achten, da diese die Einzelstoffe des Harnsäureauf­baus entsorgen müssen.
Selten treten Nebenwirkungen wie Durchfall, Juckreiz, Hautausschlag, Fieber, Haarausfall, Mundtrockenheit und Hepatitis (Leberentzün­dung) auf. Diese Nebenwirkungen sind aber meist kein Grund, die Dauerbehandlung abzubrechen. Sie treten oft nur vorübergehend auf. Sowohl das Befinden als auch eventuelle Veränderungen in Laborwer­ten normalisieren sich rasch wieder.

Urikosurika
Ein großer Teil der Harnsäure, der von den Nieren zunächst ausgefil­tert wurde, wird später wieder aufgenommen. Wird diese Rückresorption verhindert, so führt das zu einer verstärkten Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren. Urikosurika wirken in genau dieser Weise. Sie fördern also die Ausscheidung und helfen auf diese Weise, den Blutspiegel der Harnsäure zu senken.
Als Wirkstoffe stehen hier z.B. Probenezid und Benzbromaron zur Verfügung. Wegen der hohen Nierenbelastung, mit der diese Behand­lung verbunden ist, werden diese Substanzen nicht bei schweren Nie­renerkrankungen verschrieben. Ansonsten sind Urikosurika im Allge­meinen sehr gut verträglich. Nebenwirkungen werden durch die Behandlung mit Urikosurika nur selten ausgelöst. Manchmal kommen Magen-Darm-Beschwerden und allergische Hautausschläge vor; gele­gentlich treten auch Kopfschmerzen auf.

Sauren Harn vermeiden
Harnsäure fällt im sauren Bereich leicht aus, d. h., es kommt zur Bil­dung von Harnsäurekristallen, die sich im Gewebe ablagern. Bei einem pH-Wert von 6,3 bis 6,9 funktioniert die Ausscheidung von Harnsäure optimal. Saurer sollte der Harn nicht werden. Bestimmte Medikamen­te tragen dazu bei, den Urin in diesen optimalen pH-Wertbereich zu bringen. Ein wichtiger Inhaltsstoff dieser Medikamente ist ein Zitro­nensäuregemisch.
Wichtig ist, dass Sie während der Therapie den pH-Wert Ihres Urins in regelmäßigen Abständen selbst kontrollieren. Dazu gibt es Teststreifen aus Indikatorpapier, die ganz einfach zu handhaben sind. Nachdem der Teststreifen mit dem Harn in Berührung gekommen ist, verfärbt er sich, und Sie können anhand einer mitgelieferten Farbskala in kürzes­ter Zeit den genauen pH-Wert ablesen.
Diese Therapie hat im Allgemeinen nur eine unterstützende Funktion. Sie kann weder die oben genannten Medikamente noch die entspre­chende Lebensführung ersetzen.