Unterschiedliche Formen von Gicht


Grundsätzlich wird die Gicht unterteilt in die sogenannte primäre oder angeborene Gicht und eine sekundäre Form, die als Folge anderer Krankheiten auftritt.

Primäre Gicht - eine Erbkrankheit?
So viel ist sicher: Wenn in einer Familie bereits Fälle von Gicht aufge­treten sind, tragen die Familienmitglieder ein höheres Risiko zu erkranken als der Rest der Bevölkerung: 12 bis 25 Prozent der Ver­wandten von Gichtkranken haben Hyperurikämie, aber nur 0,1 bis 0,8 Prozent der Bevölkerung. Wenn also Angehörige bereits unter Gicht gelitten haben, sollte dem Harnsäurespiegel besondere Auf­merksamkeit gezollt werden, da es nicht unwahrscheinlich ist, dass dieser erhöht ist oder im Laufe des Lebens ansteigt. Bei Patienten mit einer vererbten Anlage zur Gicht besteht häufig eine verminderte Fähigkeit zur Ausscheidung der Harnsäure durch die Nie­ren. Genauere Angaben darüber, wie die Gicht vererbt wird, lassen sich derzeit noch nicht machen. Es wird vermutet, dass nicht nur unter­schiedliche Gene, sondern auch verschiedene Erbgänge an der Entste­hung der Gichtarten beteiligt sind. Diese Tatsachen sollten jedoch für den Einzelnen kein Grund zur Angst sein, sondern vielmehr ein An­sporn, sich über die Krankheit zu informieren, um sich frühzeitig durch vorbeugende Maßnahmen schützen zu können.

Störungen im Harnstoffwechsel
Im Verhältnis zu den Ab­baukapazitäten des Körpers fallen durch Nahrung und körpereigene Synthese zu viele Purine an. Man spricht von einer relativen Ausscheidungs­schwäche.
Die Nieren, die Hauptaus­scheidungsorgane, arbeiten nicht richtig, und dadurch ver­ringert sich die Abbaukapazität des Körpers. Dies wird als abso­lute Ausscheidungsschwäche bezeichnet.

Purine im Überfluss
Bei der primären Gicht liegt in 99 Prozent der Fälle eine relative Aus­scheidungsschwäche infolge einer zu hohen Purinzufuhr über die Nahrung vor. Das System arbeitet dann bereits unter normalen Um­ständen am Rande seiner Leistungsfähigkeit und kann extreme Purin-Belastungen durch die Nahrung nicht mehr bewältigen. Nur in einem Prozent der Erkrankungen liegt eine Steigerung der körpereigenen Purinproduktion vor. Eine sehr seltene Sonderform der primären Gicht ist das Lesch-Nyhan-Syndrom. Es kommt nur bei männlichen Kindern vor. Neben den überhöhten Harnsäurewerten findet man bei diesen Kindern auch eine verlangsamte geistige Entwicklung.

Erhöhte Harnsäure durch andere Erkrankungen
Die sekundäre Gicht tritt als Folgeerscheinung anderer Krankheiten auf, bei denen sich die Harnsäurewerte erhöhen. Bei sekundärer Gicht führen erhöhte Harnsäurewerte jedoch viel seltener zu akuten Schmerzzuständen als bei der primären Gicht. Grunderkrankungen, bei denen es zum Anstieg der Harnsäurewerte im Blut kommt, sind verbunden mit einem erhöhten Zellzerfall. Dadurch werden im Zellkern Purinbasen aus dem Erbgut frei, die dann abge­baut werden müssen. Das passiert z.B. bei bestimmten Formen der Leukämie. Auch bei der Zerstörung von Krebszellen durch Chemothe­rapie können sich die Harnsäurewerte erhöhen. Aus diesem Grunde werden Patienten während einer Chemotherapie oft vorbeugend mit Antigichtmitteln behandelt.

Verschiedene Stadien der Gicht
Die primäre Gicht verläuft in vier Phasen:
Das asymptomatische Stadium
Der akute Gichtanfall
Das interkritische Stadium, das auch als Ruhephase bezeichnet wird
Die chronische Phase

Warnhinweis - erhöhte Harnsäurewerte
Oft werden erhöhte Harnsäurewerte bei einer routinemäßigen Blutun­tersuchung festgestellt. Hat der Patient bis zu diesem Zeitpunkt noch keine akuten Schmerzattacken gehabt, spricht man von einer asym­ptomatischen Gicht. Dieser Zustand kann mehrere Jahre andauern. Bleiben erhöhte Harnsäurewerte unerkannt oder unbehandelt, so kommt es mit großer Wahrscheinlichkeit im Lauf der Zeit zu einem akuten Gichtanfall.
Beim ersten Mal ist in der Regel nur ein einziges Gelenk betroffen. Die Erkrankung hat sich jetzt manifestiert. Man spricht nun von einem Gichtpatienten oder auch Gichtiker.
Sind die Beschwerden abgeklungen, befindet sich die Gicht in der Ruhephase (interkritisches Stadium). In dieser Zeit ist der Patient auch ohne Behandlung subjektiv völlig beschwerdefrei. Nach einigen Monaten kann aber erneut ein akuter Anfall auftreten, der auch mehrere Gelenke betreffen kann und dann einem akuten Rheumaschub ähnelt.

Nur noch selten - chronische Gicht
Bei der chronischen Gicht bilden sich nach gehäuften Anfällen am gleichen Gelenk oft irreversible Verformungen und Versteifungen, be­sonders an Händen und Füßen. Die zusätzlichen Schwellungen sind meist sehr schmerzhaft. Es existieren Ablagerungen der Harnsäurekristalle an verschiedenen Stellen des Körpers.
Solche Ablagerungen sind als kleine, nicht schmerzhafte Knötchen sichtbar und werden als Tophi bezeichnet. Sie geben wichtige Hinwei­se für das Stellen einer Diagnose, sind aber nicht immer leicht von Rheumaknötchen zu unterscheiden. Besonders in der Ohrmuschel finden sich solche Gichttophi häufig.
Glücklicherweise kann das Stadium der chronischen Gicht heutzutage bei rechtzeitiger und konsequenter Therapie vermieden werden. Sie brauchen also als verantwortungsvoll lebender Gichtkranker keine Angst vor chronischen Schmerzzuständen zu haben.